Zeitzeuge - Gegen das Vergessen

Zeitzeuge berichtet Heine-Schülern aus der Zeit der Judenverfolgungen

Neuwied. Am Dienstag, den 12.12.2023 bekamen auf Initiative von Schulleiter Herrn Klüber hin 50 Schüler der Klassen 9 b und 10 b einen ganz besonderen Besuch an der Heinrich-Heine-Realschule plus:

Ernst Krakenberger (83 Jahre alt) erzählte den interessierten Schülern ca. 60 Minuten lang aus seiner Kindheit im Nationalsozialismus. Seine deutsch-jüdischen Eltern flohen vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach den Ereignissen der Reichspogromnacht am 9.11.1938 in die Niederlande. Dort kam Ernst Krakenberger 1940 gerade zu der Zeit zur Welt, als die deutschen Truppen das Nachbarland besetzten. Die Eltern wurden in die Konzentrationslager Bergen-Belsen und Biberach deportiert und der Säugling kam bei der Tochter einer niederländischen Familie unter, die den Jungen vier Jahre lang großzog und vor den Nazis beschützte. Aus ihren viel später verfassten Erinnerungen las der Senior den Schülern vor. Eindringlich beschrieb die „Paten-Mutter“ diese Zeit, bis 1945 die Niederlande von den Alliierten befreit wurde und Ernst Krakenberger seine Eltern wiedersehen durfte, die zum Glück den Holocaust überlebt hatten.

Der Gast sprach dann auch von der Stolperstein-Aktion in seiner Heimatstadt Nürnberg, in deren Rahmen auch an ermordete Mitglieder seiner Familie mütterlicherseits (Familie Kissinger) erinnert wird, und seine Zeit nach dem Krieg als erfolgreicher Geschäftsmann eines weltweit agierenden Unternehmens der Hopfen-Branche.

Am Ende des eindrücklichen Treffens stand Herr Krakenberger den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. In seinem Schlusswort mahnte er nochmals an die Verantwortung aller Bürger in Deutschland im Hinblick auf unsere Geschichte und stellte die Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen heraus.  (Verfasst von Martin Paul)